Frankfurter Nationalversammlung: Großdeutsch oder kleindeutsch?
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Frankfurter Nationalversammlung: Großdeutsch oder kleindeutsch?
Dies war die große Streitfrage, mit der sich die Verfassungsväter der
Paulskirche 1848/49 lange beschäftigten. Sie hing mit der Frage zusammen, ob das zukünftige
Staatsoberhaupt wie im alten, 1806 aufgelösten Heiligen Römischen Reich
deutscher Nation erneut vom Hause
Habsburg, also vom österreichischen Kaiserhaus, gestellt werden sollte. Diesem Gedanken standen anfänglich viele konservative Abgeordnete nahe, vor allem auch süddeutsche Preußengegner. Auch viele der republikanisch gesinnten Demokraten traten für eine
großdeutsche Lösung ein. Da
Österreich jedoch die
Forderung stellte, mit dem gesamten Staatsverband, also auch mit den von nichtdeutscher
Bevölkerung bewohnten Gebieten, in das neuzuschaffende Reich einzutreten, gingen viele bisherige Großdeutsche zur kleindeutschen Lösung über, die die
Identität des Reiches mit den im
Deutschen Bund zusammengefassten deutschen Einzelstaaten unter preußischer
Führung vorsah, wie sie bereits der
Deutsche Zollverein vorgezeichnet hatte. Da jedoch der preußische König es ablehnte, die ihm angebotene deutsche
Kaiserkrone aus der Hand der Revolutionäre entgegenzunehmen, war auch diese Lösung zum Scheitern verurteilt. Auch in der deutschen
Politik der folgenden Jahre wurde über die Frage »großdeutsch oder kleindeutsch?« weiterhin gestritten, bis sie durch Bismarcks Einigungspolitik 1866-71 im Sinne des kleindeutschen Nationalstaats unter preußischer Führung entschieden wurde.
Universal-Lexikon.
2012.
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